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Rezension: "Grün" - Josef Zweimüller

Schon vor einigen Tagen habe ich das Romandebüt des österreichischen Autors Josef Zweimüller beendet, das in diesem Frühjahr im Picus-Verlag erschienen ist.
Nachdem ich mich in dem letzten Wochen dank Corona mit dem Lesen ziemlich schwer getan habe, war ich direkt von dem unaufgeregten Cover begeistert. Ein Blick auf den Klappentext hat mich dann direkt loslesen lassen. Ein Aussteiger, der im Wald lebt und dessen Leben durch eine Frau ins Wanken gerät schien mir genau richtig für den Moment. Und tatsächlich hat mich dieser Roman abgeholt und mitgenommen und hat schließlich zur Überwindung der Lesekrise beigetragen.

 

Jona lebt allein in einer Hütte im Wald, im Einklang mit der Natur. Er hat dort alles, was er zum Leben braucht. Auf der Fläche vor dem Haus baut er Gemüse an, neben dem Haus stehen einige Bienenkörbe, durch die er ein bisschen Geld verdient. Ein Bauer aus der Umgebung kommt dann und wann vorbei und bringt ihm Brennholz. Dieser eine Freund ist es auch, der Jona überredet einen Survivalkurs anzubieten und Städter in das Leben in der Einsamkeit einzuführen. Neben zwei bewaffneten Preppern nimmt auch Hikaru an dem Kurs teil. Sie ist ganz anders als alle Frauen, die Jona kennt - selbstbewusst, unabhängig, in sich ruhend. Die beiden kommen sich näher und nach dem Kurs bleibt Hikaru bei Jona in dessen Hütte.
Nach und nach erfährt der Leser mehr über Jona und seine Mutter, die eine ganze Zeit mit ihm im Wald lebte, ihn dann jedoch für einen Mann zurückließ. Ihren Tod hat Jona nicht verkraftet, zu viel ist in diesem Zusammenhang ungeklärt - er denkt oft an sie und ihre gemeinsame Zeit. Auch Hikaru trägt ein schweres Schicksal. Bei ihr ist es der Tod der Schwester, den sie mit sich trägt und zu verarbeiten versucht. Doch Hikaru spürt Jonas tiefen Schmerz und versucht ihn zu retten. Ein Überfall stellt das Glück der beiden, den Verarbeitungsprozess und die Einfachheit ihres Lebens auf eine harte Probe.


"Grün" ist leise, einfühlsam und melancholisch. Beim Lesen konnte ich den Wald, die Luft und das Licht spüren. Die Einsamkeit und das Gefühl des Verlorenseins trafen mich genau im richtigen Moment. Gerade den erste Teil des Romans bis zu dem erwähnten Überfall fand ich sehr stark und konnte mich komplett darin verlieren. Den zweiten Teil des Textes fand ich demgegenüber etwas schwächer und dennoch bin ich total glücklich über die Entdeckung dieses Romans, den ich euch sehr ans Herz legen möchte!

 

Einen wunderbaren Buchtrailer, mit einer vom Autor gelesenen Passage, findet ihr hier. Lasst euch das nicht entgehen!

Sehr spannend fand ich auch diesen Beitrag, in dem Josef Zweimüller über seine zwei Protagonisten spricht.

 

Josef Zweimüller

"Grün"

Picus-Verlag

Hardcover, ISBN 978-3-7117-2092-4, 24€

 

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