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Rezension: "Das Mädchen, das in der Metro las" - Christine Féret-Fleury

Schon vor einigen Monaten ist dieses kleine, wunderbar gestaltete Büchlein als Leseexemplar in meinen Besitz gekommen. Es hat mich einerseits angesprochen, weil ich Romane aus dem Französischen häufig gerne lese und andererseits, weil ich Bücher über Bücher und Buchmenschen wahnsinnig interessant finde.

Die Geschichte ist relativ einfach nacherzählt: Juliette, die unterfordert ist in ihrem langweiligen Bürojob, fährt jeden Tag mit der Metro zur Arbeit und beobachtet, statt selbst zu lesen, die immergleichen lesenden Menschen in ihrer Umgebung. Als sie eines Morgens an einer anderen Station aussteigt geht sie an einem Eingangstor vorbei, dass von einem Buch offen gehalten wird. Aus einem Impuls heraus betritt Juliette den Hausflur und landet im Reich von Soliman. Soliman ist Herr über ein ganzes Meer von Büchern, die sich in Stapeln in seinem gesamten Arbeitszimmer ausgebreitet haben und nur schmale Wege freilassen. Ehe sie sich versieht ist Juliette im Gespräch mit Soliman und wird zur Buchkurierin gemacht. Sie bekommt einige Bücher übergeben, für die sie, durch Recherche und genaue Beobachtung die richtigen Leser finden soll. Und tatsächlich gelingt ihr dieses Auffinden von Lesern auf Anhieb. Soliman muss die Stadt überstürzt verlassen und er überlässt Juliette sein Reich. Diese kümmert sich nicht nur um Solimans Tochter Zaide sondern versucht auch Ordnung zu schaffen und sich durch die scheinbar unendliche Flut an Büchern zu lesen. Als die Nachricht von Solimans Tod eintrifft, beschließt Juliette eine Auswahl an Büchern in einen alten Bulli zu packen, übers Land zu fahren, um auch hier die Menschen mit Literatur zu versorgen. Dem Buch angefügt ist eine Liste der Bücher, die Juliette auf diese erste Reise mitnimmt.
Alles in allem, ist das Buch gut zu lesen. Es hat eine ansprechende, ruhige Sprache, die gut zu dem märchenhaft anmutenden Inhalt passt. Meine (vielleicht zu hohen) Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Ich hätte mir gewünscht, dass die Bücher, die in dem Buch vorkommen, nicht nur benannt werden, sondern vielleicht auch erklärt wird, warum Juliette (bzw. die Autorin) sie an dieser Stelle für geeignet hält. So interessiert mich privat die Liste aus Juliettes Bulli, weil ich einige Bücher tatsächlich auch gelesen und für gut befunden habe, aber ich weiß nicht, nach welchem Prinzip Juliette (bzw. die Autorin) die Bücher auf die Liste gesetzt hat. Trotz allem habe ich mich gut unterhalten gefühlt und profitiere in sofern von der Lektüre als ich durch sie zu meiner aktuellen Lektüre gelangt bin.

 

Christine Féret-Fleury

"Das Mädchen, das in der Metro las"

Dumont-Verlag, 978-3-8321-9886-2, 18€

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