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Rezension: "Gnädig ist der Tod" - Gerhard Langer

Ich hatte mich sehr gefreut, als mich Buchpost mit diesem Rezensionsexemplar erreichte. Ein Debüt aus Österreich und noch dazu ein Krimi, der in Wien spielt, gleich mehrere Gründe zur vorfreudigen Lesestimmung.

Auch der Plot klang gut: Ein ehemaliger Minister, der tot aufgefunden wird mit einer Tasse Blut in der Hand, die die Aufschrift "Wien ist anders" trägt. Michael Winter von der Kriminalpolizei Wien, der zuvor (allerdings mehr durch Zufall) einen Cold-Case löste, wird zusammen mit seiner Kollegin Julia auf den Fall angesetzt. Unterstützung sucht er sich in aller Heimlichkeit bei der Journalistin Angelika Kretschmer, die für ihn das Netz aus Korruption und falschen Freundschaften im Hintergrund recherchieren soll.

 

Es hätte also eine wirklich spannende Lektüre werden können, jedoch fehlt mir leider die Leidenschaft und der Spannungsbogen. Weil ich so sehr wollte, dass mir der Krimi gefällt und weil ich bis zum Schluss die Hoffnung hatte er würde irgendwann die Kurve bekommen und mich mit dem Beginn des Buches versöhnen, habe ich bis zum Schluss durchgehalten und muss nun sagen, es hat sich nicht gelohnt.

 

Von Anfang an ist klar, dass dieser Fall etwas besonderes ist. Michael Winter wird als der Mann für die besonderen Fälle dargestellt. Gemeinsam mit seiner Kollegin Julia klappern sie nicht nur die Witwe, sondern auch die Freunde des Verstorbenen (die Namen hat die Witwe den beiden auf dem Silbertablett serviert) ab und stoßen nur auf aalglatte Geschäftsleute, die vorgeben ein blendendes Verhältnis zum Toten gehabt zu haben. Ein Name taucht immer wieder auf "Alessia", eine frühere Freundin oder Studienkollegin des Ministers. Doch um sie herum existiert eine Mauer des Schweigens. Winter lässt diese Spur nicht mehr los, immer und immer grübelt er darüber nach. Bis zur Auflösung dieser tatsächlich heißen Spur dauert es jedoch bis zu den letzten Seiten im Buch. Zuvor muss sich der Leser durch ein dichtes Netz an dubiosen Immobiliengeschäften, Korruption und falschen Freundschaften kämpfen.

Nicht nur Winter, sondern auch seine Assistentin bleiben absolut fad und gesichtslos. Auch die gesamte Handlung bleibt irgendwie leidenschaftslos und eintönig. Die Ermittlung plätschert dahin, eins ergibt das andere, aber es gibt nichts, was den Leser wirklich fesseln würde. Die Auflösung, die dann ganz am Ende des Buches, durch einen Alleingang Winters erreicht wird ist naja... zwar um die Ecke gedacht irgendwie verständlich, aber sie ergibt sich nicht zwangsläufig aus der zuvor stattgefundenen Ermittlung.
Vielleicht waren meine Erwartungen einfach zu hoch, vielleicht habe ich in letzter Zeit auch einfach zuviele richtig gute Kriminalromane gelesen - ich war alles in allem echt enttäuscht. Und nein, ich kann dieses Buch leider nicht weiterempfehlen.

 

Gerhard Langer

"Gnädig ist der Tod"

Goldmann Taschenbuch, ISBN 978-3-442-48719-6, 10€

 

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