Bevor ich mit "Mittwoch also" von Lotta Elstad begonnen habe, habe ich die verhaltenen und die negativen Stimmen zur Kenntnis genommen, die sich auf Instagram geregt haben. Den Klappentext
habe ich ganz bewusst nicht gelesen, sondern bin direkt in die Geschichte eingestiegen.
Um es vorweg zu nehmen: es ist sicher nicht das beste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe, aber den negativen Stimmen kann ich mich nicht anschließen. Ich fand das Buch zeitgemäß, modern
und authentisch.
Jetzt nach der Lektüre, habe ich den Klappentext dann doch gelesen und kann verstehen, warum bei dem ein oder anderen Erwartungshaltungen enttäuscht wurden. Das Wort "selbstbestimmt" assoziiere
ich im Zusammenhang mit "sein Leben im Griff" haben und Formulierung "humorvoller Roman" lässt mich an Bridget Jones denken.
Tatsächlich schreibt Lotta Elstad einen tragikomischen Roman über Hedda, deren Leben alles andere als in geordneten Bahnen verläuft. Sie trauert einem Mann hinterher, der ihre Beziehung nur als
kurzes Intermezzo betrachtet hat. Sie verliert ihren Job als freie Mitarbeiterin einer Zeitung und hat dadurch plötzlich Existenzängste. Selbst ihre winzige Wohnung mit der Dusche in der Küche
wird sie nicht mehr bezahlen können. Ein neuer Job ist für sie als Geisteswissenschaftlerin nicht in Aussicht.
Aus Verzweiflung beschließt sie nach Athen zu reisen und sich eine Auszeit zu gönnen. Durch einen Zwischenfall landet sie ohne Gepäck in Sarajevo und reist von dort mit Bus und Bahn zurück nach
Oslo. Bei einem Zwischenstopp in Berlin verbringt sie eine Nacht mit Milo. Zurück in Oslo stellt Hedda fest, dass sie schwanger ist. Doch auch das Abtreiben des ungewollt in ihr wachsenden Lebens
gestaltet sich schwieriger als gedacht. Drei (Werk-)Tage Bedenkzeit müssen zwischen dem ersten und zweiten Termin in der Praxis vergehen. Bei Hedda werden es sieben Wochen werden, in denen sie
neben sich steht und ihr das Leben noch mehr als ohnehin entgleitet.
Ich mochte es Hedda zu begleiten. Wie Elstad den Finger in die Wunde moderner Beziehungsunfähigkeit legt und die prekären Lebensumstände junger Menschen thematisiert fand ich sehr
überzeugend.
Insgesamt bin ich also sehr zufrieden mit diesem aus dem Norwegischen von Karoline Hippe übersetzten Buch.
Lotta Elstad
"Mittwoch also"
Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-05203-9, 18€
aus dem Norwegischen übersetzt von Karoline Hippe
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